20.01. | Zugsunglück
Zugsentgleisung mit Gefahrenstoff-Austritt
Fürnitz: Zugunglück mit Gefahrenstoffaustritt in Wohngebiet
Über 300 Kräfte mehrerer Einsatzorganisationen waren am 20. Jänner 2023 bei einem Zugunglück im Ortsgebiet von Fürnitz bei Villach in Kärnten im Einsatz. Neben einer Lok mit eingeschlossenem Lokführer, die am Parkplatz einer Wohnanlage gelegen ist, waren die Feuerwehren mit einem Brand und einem Gefahrenstoffaustritt von rund 65.000 Litern Kerosin konfrontiert.
Es war eine eher „harmlose“ Alarmierung für die Feuerwehr Fürnitz: Am 20. Jänner sind die Kamerad:innen zu einem „Technischen Einsatz – Stufe 2: Hilfeleistung Zug“ alarmiert worden. Nur wenige Minuten später war die Situation eine ganz andere!
„Die Ortsangaben und Informationen in der Einsatzmeldung der Landesalarm- und Warnzentrale waren zuerst noch recht ungenau. Nur wenige Sekunden nachdem wir aus dem Rüsthaus ausgerückt sind, haben wir aber einen Funkspruch bekommen, dass wenige hundert Meter hinter dem Feuerwehrhaus ein Zug entgleist sei und in Flammen stehen soll. Da bleibt dir dann kurz das Herz stehen“, erinnert sich BI Christopher Tiefnig, Kommandant-Stellvertreter der FF Fürnitz. Zeitgleich folgte dann ein Großalarm für die Feuerwehren der Gemeinden Finkenstein und Arnoldstein sowie die Hauptfeuerwache Villach.
„Du stehst vor riesigen Trümmern und versuchst einen Überblick zu bekommen“
„Das Gebiet dort ist ziemlich verbaut – wir haben das Feuer deshalb bei der Anfahrt auch erst spät gesehen“, erzählt Tiefnig, der als Einsatzleiter in der Erstphase mit einem unübersichtlichen Szenario konfrontiert war: „Der Zug ist quasi im Garten eines unserer Alt-Kameraden gelegen. Noch während unsere Mannschaft die erste Löschleitung aufgebaut und mit größtmöglichem Sicherheitsabstand zu löschen begonnen hat, hat sich das Feuer in Sekundenschnelle ausgebreitet. Bei meiner Erkundung habe ich dann die Lok am Parkplatz des benachbarten Wohnblocks gesehen und Anrainer:innen haben gerufen, dass der Lokführer nur leicht verletzt sei, aber nicht aus der Lok komme. Eine Lok auf einem Parkplatz, dahinter ein brennender Zug – das war ein unreales Bild!“
Der Lokführer konnte durch die anrückenden Kamerad:innen der Nachbarfeuerwehr aus Gödersdorf binnen Sekunden durch eine Scheibe gerettet und dem Rettungsdienst übergeben werden.
Rasch wurde auch die Einsatzleitung breit aufgestellt. Abschnitts-Feuerwehrkommandant ABI Michael Miggitsch von der FF Arnoldstein war nach kurzer Zeit als Unterstützung vor Ort, eine Führungsunterstützung wurde eingerichtet und im Laufe der Zeit hat sich ein Kreis aus Vertretern diverser Organisationen im Feuerwehrhaus in Fürnitz zusammengefunden und den Einsatz Schritt für Schritt angeleitet.
Gefahrenstoff-Austritt als Gefahr für Feuerwehren
Zurück zu den ersten Minuten des Einsatzes: Womit zu diesem Zeitpunkt noch niemand gerechnet hat: Auch ein Gefahrenstoff war im Spiel. „Der ÖBB-Einsatzleiter hat uns informiert, dass Kerosin geladen sein soll. Wir gingen davon aus, dass die Kesselwaggons hinten am Zug hängen würden, wodurch wir den Löschangriff weiter beschleunigten“, so Tiefnig. Wenige Minuten später folgte eine Schocknachricht für die Feuerwehren: „Ein zweiter Zug war am Unfall beteiligt. Dieser stand zwar einen Kilometer entfernt im Bahnhof, vier mit Kerosin beladene Kesselwaggons seinen bei einer Kollision aber hinter dem entgleisten und brennenden Zug umgefallen – das haben wir von unserer Position nicht sehen können und rundherum zu gehen war zu diesem Zeitpunkt unmöglich“, erinnert sich der 26-jährige.
Zeitgleich waren aber schon drei Feuerwehren auf dem mehrere Kilometer langen Weg auf die andere Seite des Bahndammes, um sich die Lage von dort aus anzusehen.
65.000 Liter Kerosin ausgetreten
Nachdem die Bahngleise seitens der ÖBB gesichert wurden, hat sich das volle Ausmaß des befürchteten Kerosin-Austritts gezeigt. „Ein Kesselwaggon, bei dem zuerst nur ein kleines Leck zu sehen war, war auf der Unterseite komplett aufgerissen – rund 65.000 Liter Kerosin sind ins Erdreich geflossen. In weiterer Folge haben wir unsere Gefahrenstoff-Züge eingesetzt und weitere, kleine Lecks bei anderen Waggons abgedichtet“, erklärt ABI Miggitsch.
Rund vier Stunden nach Einsatzbeginn, waren die Arbeiten der Feuerwehren Großteils abgeschlossen. Die Feuerwehren der Gemeinde Finkenstein waren für diverse Brandwachen noch mehrere Stunden vor Ort und sind später von Kräften der „Betriebsfeuerwehr ÖBB“ abgelöst worden.
Erfolgreiche Zusammenarbeit diverser Einsatzorganisationen
Da mehr Löschwasser benötigt worden ist, hat es während des Einsatzes eine weitere Nachalarmierung für Feuerwehren aus dem Bezirk Villach-Stadt gegeben – schlussendlich waren 16 Feuerwehren mit rund 250 Kamerad:innen vor Ort im Einsatz. Neben den Feuerwehren aber auch mehrere Streifen der Polizei, Rettungsmannschaften des Roten Kreuzes, Vertreter der ÖBB, Behörden, Mitarbeiter der Bezirkshauptmannschaft, Sachverständige, etc.
Von Seiten der FF Fürnitz gibt es ein großes „Danke“ an alle Beteiligten: Trotz dieses großen Einsatzes hat dank der guten Zusammenarbeit alles super funktioniert!
Glück im Unglück für alle Beteiligten
„Wenn man im Nachhinein überlegt, mit welcher Wucht der Zug durch die Lärmschutzwand auf den Parkplatz gekracht ist und wie nahe das Kerosin am Feuer war, dann muss man in vielerlei Hinsicht von Glück im Unglück sprechen, dass die Lokführer nicht schwer verletzt wurden und auch sonst niemand zu Schaden gekommen ist“, bilanziert OBI Franz Gallob, Kommandant der FF Fürnitz.
Ein Beispiel, das diese These noch unterstreicht: Ein Feuerwehrmann der FF Fürnitz hat an diesem Morgen sein Auto vom Schnee befreit und ist in die Arbeit gefahren – nur wenige Minuten später ist dort wo sein Auto geparkt war, die Lok gelegen.
Der Einsatz in Zahlen
12
Einsatzdauer in Stunden
18
Kameraden im Einsatz